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Eine kleine Zeitreise...

 

...zu den Rüdigheimern

Dies ist der Original Text wie er von den einzelen Personen bei der Führung gesprochen wurde

Kinzigstraße

Josef: Ich bin Josef der Rabe, und im Dienst der Rückinger Herren.
Lambertus: Ich Lambertus, der Lampenbauer bringe Licht in das Dunkel der Zeit.
Lisbeth: Man nennt mich Lisbeth, in der Küche der Herrschaft rühre ich in den Töpfen, seit ich denken kann. Da hört man so manches.

Josef: Wir reisen rund 650 Jahre zurück und landen Ende des 14. Jh. hier an dieser Stelle wohl auf einem Acker. Von dieser Zeit an begegnen uns in Rückingen neben den Namensgebern auch die Rüdigheimer. Wie sie hierher kamen und was sie hier und anderswo bis zu ihrem Ende trieben, wollen wir an je einem Beispiel aus jedem Jahrhundert bis ins 17. vorstellen.

Lisbeth: Viele Mäuler sind zu stopfen. Es soll eine Zeit gegeben haben, da war weniger Treiben um und in der Burg, damals als die Rückinger noch alleine waren. Doch jetzt scheints grad so, als ob die von Rüdigheim - ich darf ja nichts schlechtes über die Herrschaft sagen - die eigentlichen Herrn hier wären. Auf einmal waren sie da und vermehren sich wie die Karnickel.

Josef: Lisbeth halt dein loses Mundwerk.!!!

Lambertus: Die Rüdigheimer wurden von ihren Lehnsherrn, den Hohenlohern hierher gesendet.

Lisbeth: Waaarum?

Lambertus: Nun, es gab große Veränderungen als die Stauferherrschaft vor langer Zeit zu Ende ging. Deren Reichsvögte waren die Büdinger.
Gerlach der II. von Büdingen hatte keinen männlichen Erben, aber vier Töchter, von denen eine mit einem Hohenloher verheiratet war. Dorthin fielen dann einige der Büdinger Gebiete. Unter anderem Rückingen und das Burggrafenamt in Gelnhausen. Und dort in Gelnhausen findet man den ersten Rüdigheimer in hohem Ansehen der Hohenloher. Er war in einer anerkannten Stellung und wurde von den Hohenlohern als Freund bezeichnet. Gegen Ende des 13. Jh. begannen die Hohenloher große Teile ihres Besitzes an Mainz zu verkaufen. Rückingen und auch einige andere Orte behielten sie. Diese Orte lagen aber verstreut weit von ihrem Stammsitz entfernt. Deshalb verwalteten sie nicht selbst, sondern setzten vertraute Lehnsmänner ein.

Lisbeth: Und diese Vertrauten, waren die Freunde derer von Rüdigheim. Und jetzt sind sie hier und wir werden sie nicht wieder los.

Lambertus: So mag es eine Küchenmagd verstehen. Die politischen Verhältnisse sind etwas komplizierter. Aber das mag man in den Schriften nachlesen.

Josef: Verstopft hier nicht die Gassen, folgt mir.

Bereich Mittelgasse / Tummelgasse.

Lambertus: Hier in diesem Gebiet wohnte die Rückinger Bevölkerung zu der Zeit, in der wir uns gerade befinden (13-14.Jh.). Ein Burggraben begrenzte hier im Westen das Gebiet. Die Hauptstraße Eurer Zeit lag im Bereich Eurer Kirche außerhalb des damaligen Wohngebiets. Wie weit die Bebauung zu dieser Zeit nach Osten Richtung Brückenstraße ging, wissen wir nicht genau. Lediglich von der Kapelle wissen wir, dass sie 1311 schon gestanden hat. Sie wird also am östlichen Rand der Bebauung gestanden haben.

Lisbeth: Nun erzähl den Leuten nicht, was Du nicht weißt, Lambertus, - ICH weiß was von dem Herrn Johann von Rüdigheim.
Kommt mit zur Burg, dort ist es geschehen. Ja, eigentlich zu Dörnigheim, aber da wollt ihr sicher jetzt nicht hin.

An der Wasserburg

Josef: Auf dem Weg hierher haben wir das 14. Jahrhundert verlassen und befinden uns am Anfang des 15. Jahrhunderts.
Was hast Du denn über den Herrn Johann von Rüdigheim zu tratschen Lisbeth, altes Waschweib?

Lisbeth: Ich sag nur, was zu Gehör der Obrigkeit gelangt, nichts sonst. Was man tratschen hört von seinem Treiben, werd ich nicht weitertragen.
Und trotzdem ist er ein Dieb, ein Räuber! Denn er hat im Jacobuskloster zu Dörnigheim Weizenmehl und Getreide geraubt. Er und noch andere aus seiner Familie und wer alles sonst noch an Komplizen dabei war.

Lambertus: Dörnigheim war damals Hanauer Besitz und stand unter Verwaltung der Rüdigheimer.

Lisbeth: Das hat ganz große Aufregung gegeben und der Ulrich von Hanau - ein schönes Mannsbild - ist auch mit hineingezogen worden. Irgendwie haben sie es dann beide verbockt, die Sache wieder gut zu machen. Exkommuniziert wurden alle beide. Erst fünf Jahre nach dem Raub hat Johann von Rüdigheim in einem Brief mitgeteilt, dass er alles gütlich beigelegt hat. Das war im Jahre des Herrn 1398. Aber er ist es ja nicht allein gewesen, der auf die Idee kam, zu räubern.

Lambertus: Ja, deshalb unternahm König Ruprecht von der Pfalz 1405 mit einigen Städten wie Frankfurt und Gelnhausen einen Strafzug gegen den räuberischen Kleinadel in der Wetterau.

Lisbeth: Und weil der Herr Johann dazu gehörte, zogen sie auch gegen unsere Burg und zerstörten sie. Und was macht dieser saubere Herr von Rüdigheim? Der haut ab und mit ihm seine Brüder Ulrich und Dietrich.

Lambertus: Das ist richtig, aber nur wenige Wochen später verzichtete Johann von Rüdigheim gegenüber den am Zug Beteiligten auf Schadenersatz und stellte sich auf Lebenszeit in den Dienst der Pfalz. Dafür erlaubte ihm der König, einen Bauhof an der Kinzig zu errichten, jedoch ohne Befestigungsanlagen und ohne Graben und Zugbrücke.
Zu diesem Hof wollen wir uns jetzt aufmachen.
Die Burg wurde später auch wiederaufgebaut.

Tor Herrenhof.

Josef: Wir sind im 16. Jahrhundert angekommen.

Lisbeth: Von den vielen Rüdigheimern die hier lebten, machte ein weiterer Lump von sich reden. - Philipp von Rüdigheim, ....

Lambertus: Lisbeth, ich seh dich schon in der Schandgeige!

Lisbeth: Die Zeiten haben sich geändert, die Tage des Rittertums sind gezählt, vorbei der Glanz und die edlen Ruhmestaten. Aber es gibt da ein paar, die wollens nicht glauben, halten fest, was längst vorbei ist. Der Franz von Sickingen, der Götz von Berlichingen - große Namen, die Jahrhunderte überdauern - und Philipp von Rüdigheim, der Jüngere. Der kennt sie all und ist dabei, wenns darum geht, Stunk zu machen - oder wie sie es nennen, Fehde anzusagen.

Lambertus: 1518 hatte Philipp von Rüdigheim dem Rat der Stadt Frankfurt und sämtlichen Zünften der Stadt Fehde angesagt, weil er meinte, dass man ihm in einem Prozess gegen einen Bürger nicht zu seinem Recht verholfen hatte.

Lisbeth: Der hat darauf den Frankfurter Ratsschreiber ...

Lambertus: Lisbeth, es ist nicht nötig, die ganze Sache auszuplaudern, sonst sind wir im Dunkeln noch nicht zurück.

Lisbeth: Ja, aber der Ratsschreiber ist doch dann - ... - gestorben , weil der Philipp,...

Lambertus: Weib, es reicht.

Lisbeth: ... Und dann hats nicht lang gedauert und der Philipp hat bei der Fehde des Mangold von Eberstein zu Brandenstein gegen die Stadt Nürnberg mitgemischt. Die Nichte vom Mangold war nämlich mit Philipps Bruder verheiratet.

Lambertus: Mangold von Eberstein hatte einer Nürnbergerin geholfen, die gegen den Rat der Stadt Ansprüche zu stellen hatte. Der Rat lehnte die Forderungen auf Zahlung einer hohen Summe aber ab und deswegen sagte Mangold 1519 der Stadt im Namen der Bürgerin Fehde an. Diese führte er bis 1522 mit Verbündeten, Verwandten und Freunden durch. Sie lauerten aus Verstecken jedem Reisenden auf. Fanden sie heraus, dass es ein Nürnberger Bürger war, nahmen sie ihn gefangen und brachten ihn auf Schleichwegen auf den Brandenstein und verlangten Lösegeld für ihn.

Lisbeth: Dabei waren außer unserem Herrn Philipp der Joachim von Thüngen und der Kunz von Rosenberg, und viele andere, die ich nicht kenne. Und wie die aussahen! Edelleute, soll man meinen! Ihr wollts nicht wissen. Oder?
Nun, ich hätt hier von der Obrigkeit das ein oder andere Papier, das ich da fand .... Allein, ich kanns nicht lesen. Aber vielleicht findet sich ja einer unter Euch
Der von Thüngen, ist er dort beschrieben?

Infopunkt

Joachim von Thüngen:

het ain swarzt praun pferd mit ainem lanngen schwantz
und het ain Reyt Rock bis ober die knye
Ain kappen ober die Nasen,
ein groen zerschnitten hut mit gepunten federn,
winten und Arm Brost und ain schwert mit zweyen schneiden.

Unser Herr Philipp von Rüdigheim, die spindeldürre Bohnenstange, wie wird er beschrieben?

Infopunkt

Philipp von Rüdigheim:

mit ainem schwartzen (Pferd).
Mutzen praun farb und lang grab Rockh,
Auch Armbrost, winten, pfeyl und schwert,
hett die kappen vor der nasen und
ist ain Ranige person
bey 38 Jahrn alt.

Ist auch der Kunz von Rosenberg dabei mit seinem guldenen Ringlein?

Infopunkt

Kunz von Rosenberg

groen Rockh, groen zerschnitten hosen,
ein schwartzen hut und Ein federlein
und ein gantz Rote kappen
und ein gemutzt füchslein geritten.
Ist ein pauchets mendlein,
ein weiß plaicher gesell,
schön und glat von angesicht,
falbe wimpre und gro augen.
underhalb des mauls ein kurtzen praunen part
und darinnen ein guldens Ringlein hanngen,
by 24 oder 25 Jarn alt.

Lambertus: Es blieb nicht aus, dass der Rat zu Nürnberg Klage beim kaiserlichen Hof stellte. Daraufhin haben Mangolds Verbündete Fehdebriefe in nahegelegenen Dörfern an die Mater-Säulen an den Wegscheiden gehängt und Handelsleute, die mit ihren Waren unterwegs waren, überfallen.

Lisbeth: Die waren ganz schön frech, besonders der Herr Philipp von Rüdigheim. Einmal haben sie kurz vor Frankfurt zwei mit Kupfer beladene Wagen überfallen und die Fuhrleute mussten das Kupfer hierher nach Rückingen auf unser Schloss bringen. Ich hab noch nie soviel Kupfer auf einmal gesehen! Das gehörte dem Herrn Bürger Engel zu Nürnberg. Und der Philipp hat dem Herrn Engel einen Brief geschrieben, wenn noch mehr Kupfer anzutreffen wär, würd er es auch wegnehmen. Und wenn der Herr Engel das Kupfer haben wolle, so solle er doch hierher nach Rückingen kommen und es ihm abkaufen. Der Philipp ist hier wie ein Pfau durch den Garten stolziert und hat sich kaputtgelacht.

Lambertus: Jetzt ist aber gut, Lisbeth.

Lambertus: Philipp von Rüdigheim war auch an der Seite Sickingens in seinem Kampf für die Reichsritterschaft. Die Bundesgenossen des Erzbischofs von Trier, Landgraf Philipp von Hessen und der Kurfürst von der Pfalz waren nach der Eroberung Kronbergs in das Kinzigtal gezogen und nahmen am 16. Oktober 1522 Rückingen und die Burg Gelnhausen ein. Philipp von Rüdigheim konnte fliehen. Ein Jahr später wurde er gefangengenommen, als Sickingen im Kampf um die Burg Landstuhl tödlich verwundet wurde und die Burg sich ergeben musste. Philipp von Rüdigheim wurde begnadigt und trat in die Dienste des Siegers, Landgraf Philipp von Hessen.

Lisbeth: Dieser ...
Der Herr Philipp hat sich darauf besonnen, was eines Edelmannes würdig ist.

Josef: Wir gehen jetzt weiter zur Kapelle.

Kapelle.

Lambertus: In dieser Kapelle fanden Rückinger und Rüdigheimer Adlige ihre letzte Ruhestätte. Außerdem gab es einen Friedhof im Bereich des alten Rathauses.
Die Kapelle wurde 1311 zum ersten Mal erwähnt und Anfang des 17. Jh. umgebaut. Dabei erhielt sie einen Renaissancegiebel, in den mehrere Wappensteine der Familien von Rückingen und Rüdigheim eingemauert wurden. Sie wurde 1912 abgerissen.
35 Bestattungen konnten bei Ausgrabungen nachgewiesen werden.

Lisbeth: Ich sehe einen großen Krieg übers Land ziehen und mit den Rüdigheimern geht es langsam zu Ende.

Josef: Schweig, Weib!
Wir sind im 17. Jahrhundert angekommen.

Lambertus: Für dieses Jahrhundert haben wir einige Rüdigheimer gewählt, die Rückingen verließen, um in den Dienst Oldenburgs zu gehen.

Lisbeth: Wo man auch hinkommt, ein Rüdigheimer ist schon da.

Lambertus: Wir wollen uns zunächst Otto Philipp von Rüdigheim zuwenden.
Otto Philipp stand zunächst in Hanauischen Diensten. Als 1609 Graf Anton Günther von Oldenburg auf seiner großen Deutschlandreise war, begegneten sich die beiden. Der Oldenburger nahm Otto Philipp als Rittmeister in seine Dienste. Otto Philipp erledigte wichtige Aufträge und Gesandtschaften. 1615 wurde unter seiner Leitung der Ellenser Deich am Jadebusen, an dem 18 Jahre lang gebaut worden war, fertig gestellt. Das brachte ihm hohes Ansehen ein, denn mit der Fertigstellung des Deichs war ein großes Landgebiet dem Meer abgerungen worden.
Otto Philipp war Drost von Ovelgönne und führte zusammen mit dem Drosten von Jever die Geschäfte des Landrosten von Oldenburg. 1631 erhielt er dieses Amt alleine. Als Drost von Oldenburg stand er nun an der Spitze der gesamten Verwaltung. Er hatte in allen Verwaltungszweigen die oberste Aufsicht: als Befehlshaber der Truppe, als Kommandant der Festungen, als Leiter des Paßwesens und viele andere.
Er vermittelte auch seinen Onkel und seine Schwester in oldenburgische Dienste.
Sein einziger Sohn Anton Günther, der den Namen seines Paten Graf Anton Günter von Oldenburg erhielt, wurde sein ebenso hochgeschätzter Nachfolger.

Lisbeth: Der Herr Otto Philipp war noch mal hier in Rückingen, einige Jahre, nachdem hier alles niedergebrannt worden war. Da war nämlich ...

Josef: Weib, du sollst nicht immer so vorlaut sein.

Lisbeth: Er hat gesehen, dass alles "verderbt und verödet" war. Er ist dann bald in Frankfurt gestorben.

Lambertus: Lisbeth, wir wollen zur großen Kirche gehen und von Otto Philipps Onkel hören.

Grabplatte Pommersfelden hinter der Kirche.

Lambertus: Unser Weg hat uns zu der Grabplatte von Anna Magdalene Truchsess von Pommersfelden geführt. Sie war die 1. Frau von Philipp Burkhard von Rüdigheim, dem Onkel von Otto Philipp. Philipp Burkhard stand wie sein Neffe zunächst in Hanauischen Diensten. Er war Rat und Hofmeister und später auch Jägermeister. 1616 wurde er auf Vermittlung von Otto Philipp Hofmeister in Oldenburg. Er hatte dort die gesamte Hofhaltung unter sich.

Lisbeth: Da war sie aber schon tot, die Frau Anna Magdalena.

Lambertus: Wir kommen gleich noch auf sie zu sprechen, wollen aber erst noch mehr von Philipp Burkhard hören.

Lisbeth: Ja, dort in Oldenburg waren die Herren von Rüdigheim weit weg vom Schuss und hier in Rückingen wurde es eng. Hier blieb nur der Bernhard Philipp, der Bruder von Philipp Burkard zurück. Der hatte zwar insgesamt drei Frauen und jede Menge Kinder, dass ich sie gar nicht zählen kann, aber ....

Lambertus: Das nächste Mal darfst Du von ihnen erzählen, Lisbeth heute nicht.

Lisbeth: Wollte doch nur sagen, dann ist der Bernhard Philipp gestorben, und sein Bruder Philipp Burkard kam aus Oldenburg zurück nach Rückingen.

Lambertus: Von 1628 an wird er als "Baumeister" der Burg bezeichnet. Das bedeutet, dass er der Vornehmste hier in Rückingen unter den an sich gleichgestellten Rückinger und Rüdigheimer Adligen war. Außerdem erhielt er 1631 als Ältester der Familie von Rüdigheim die Hanauischen Lehen, als Mannlehen die Vogtei Dörnigheim und als Burglehen die übrigen Gebiete der Rüdigheimer.

Lisbeth: Und so kam dann auch vornehmer Besuch nach Rückingen. Am 20. Januar 1632 ist König Gustav Adolf von Schweden mit seiner Gemahlin hier gewesen und hat mit Philipp Burkhard von Rüdigheim zu Rückingen Mittag gehalten.

Lambertus: Im September 1634 kam mit der Armee des Kardinal-Infanten Ferdinand von Spanien der 30jährige Krieg auch nach Rückingen. Ferdinand von Spanien befand sich auf dem Marsch von Süddeutschland nach den Niederlanden. Am 25. September war sein Hauptquartier im Schloss. Beim Aufbruch am nächsten Tag wurden Dorf und Schoss angezündet und zerstört. Philipp Burkard floh auf sein Hanauer Gut, die Familie von Rückingen, der Pfarrer und andere flohen nach Frankfurt.

Lisbeth: "Sie wichen aus", hat der Herr Pfarrer Brehm ins Kirchenbuch geschrieben. Und fünf Jahre lang wurde hier in Rückingen kein Kind getauft. Von der Herrschaft konnte keiner hier wohnen, so zerstört war alles. Und dann ist ja auch der Herr Philipp Burkard schon bald nach der großen Zerstörung in Hanau an der Pest gestorben. Als der Herr Otto Philipp hier ankam, um nach seinem Erbe zu sehen, sah er, dass ....

Lambertus: Lisbeth, das hast Du schon erzählt.

Lisbeth: Ihr habt mich ja nicht gelassen und von der Frau Anna Magdalena von Pommersfelden durft ich auch nix sagen.
Für sie wurde diese schöne Grabplatte gemacht.

Lambertus: Sie war die erste Frau von Philipp Burkard von Rüdigheim. Von der Eheschließung wissen wir kein genaues Datum. Sie muss aber vor 1596 erfolgt sein, denn in diesem Jahr wurde die erste Tochter der beiden geboren.

Lisbeth: 5 Kinder hat sie dem Herrn Philipp Burkard geschenkt. 4 Töchter und einen Sohn. Der kleine Bub wurde aber nur 2 Monate alt und auch das älteste Mädchen ist schon mit 5 Jahren gestorben. Eine schwere Zeit, in der viel Krankheit und Tod hier war, schon lange vor dem großen Krieg. Von den anderen Töchtern hörte man nicht viel, außer von der Jüngsten, die mit einem derer von Hutten verheiratet war.

Lambertus: Das Ehewappen von Philipp Burkardt und Anna Magdalena von Pommersfelden war im Treppenturm des Herrenhofs mit der Jahreszahl 1610 eingemauert. Das heißt, es wurde kurz vor dem Tod Anna Magdalenas fertig gestellt.
Beim Abriss des Herrenhofs kam der Stein ins Schloss Birstein, wo er im Bereich der Scheunen eingemauert wurde.

Lambertus: Anna Magdalena von Pommersfelden starb am 19. August 1610. Ob sie auf dem Friedhof beim alten Rathaus oder in der Kapelle beigesetzt wurde, wissen wir bisher nicht. Wir können aber vermuten, dass sie in der Kapelle bestattet wurde. Das wäre dann auch eine Erklärung dafür, dass der Grabstein nicht beim Bau dieser Kirche verwendet wurde. Die Kapelle stand zu diesem Zeitpunkt noch.

Lisbeth: Ich glaube, die Frau Anna Magdalena ist im Kindbett gestorben.

Lambertus: Du weißt es aber nicht genau.

Lisbeth: Ich weiß, dass die jüngste Tochter 1610 geboren ist und ich weiß wie viele Frauen im Kindbett gestorben sind.

Lambertus: Die Grabplatte droht zu verrotten, da sie ungeschützt Wind und Wetter ausgesetzt ist. Wir möchten diese Grabplatte retten. Deshalb haben wir die Firma Lediger beauftragt, die notwendigen Maßnahmen durchzuführen. Die Grabplatte wird nächste Woche von der Firma Lediger abgeholt, über Winter getrocknet, wegen des hohen Gewichts dünner gemacht, gereinigt, konserviert und in der Kirche rechts neben dem Altar angebracht.
Zur Finanzierung, die unser kleiner Verein nicht alleine leisten kann, haben wir eine Spendenaktion gestartet, an der sich bereits der Gemeindevorstand, der Geschichtsverein und einige Bürger beteiligt haben. Zum 400. Todestag der Anna Magdalene im August 2010 wollen wir die Grabplatte in der Kirche der Öffentlichkeit präsentieren.
Wir legen Ihnen dieses Dokument unserer Ortsgeschichte ans Herz und bitten Sie, unsere Aktion zu unterstützen.

Lisbeth: Darf ich jetzt noch sagen, dass der Herr Philipp Burkard von Rüdigheim noch ein zweites Mal geheiratet hat, aber keinen Erben hatte? Und dass es mit den Rüdigheimern zu Ende ging, als wenige Jahre nach Philipp Burkard auch sein Neffe Otto Philipp gestorben war?
Da blieb nämlich nur noch dessen Sohn Anton Günter von Rüdigheim übrig. Der blieb aber in Oldenburg. Dem ging es da gut und hier in Rückingen war ja alles kaputt. Und dort ist ihm einer über den Weg gelaufen, der hat dann Rückingen wieder aufgebaut. Aber das ist eine andere Geschichte, die wir ein andermal erzählen.


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