Dies ist eine Seite aus www.geschichte-erlensee.de © Kevin Paulus
  Infopunkt Wissenspunkt

Hanauer Anzeiger vom 24. Dezember 1910

Langendiebach, 23. Dezbr. (Elektrizitätswerk) Seit mehr als zehn Jahren war die Einführung eines besseren Lichtes in unserer Gemeinde eine brennende Frage. Bürgerversammlungen wurden abgehalten, ein Teil davon war für elektrisches Licht, ein anderer Teil für Gas. Zu einem Entschluß kam es jedoch nicht. Erst die Ende September d. J. abgehaltene und sehr zahlreich besuchte Bürgerversammlung stimmte für Einführung des elektrischen Lichtes. Allgemein war man der Ansicht, daß unsere jetzige kümmerliche Straßenbeleuchtung (Petroleumfunseln) für unseren sonst so sauberen Ort nicht mehr zeitgemäß sei und eine derartige Beleuchtung, namentlich auf auswärtige Besucher einen schlechten Eindruck hinterlassen muß. Umso erfreulicher ist es, daß nunmehr unsere Gemeindeverwaltung endgültig die Einführung des elektrischen Lichtes beschlossen hat. Die Rentabilität des Elektrizitätswerkes dürfte sicher gestellt sein. Ueber 200 Hausanschlüsse sind bereits angemeldet, auch einige Motore. 110 elektrische Lampen sollen dann unsere Straßen tagshell erleuchten und die Dunkelheit, die in den Straßen oft herrschte und zu manchen Unannehmlichkeiten führte, wird dann ein ende haben. Nebenbei bemerkt, ist unsere jetzige Straßenbeleuchtung durchaus nicht billig, denn für Petroleum, Putzer, Anzünden, Auslöschen und Reparaturen der Laternen muß die Gemeinde immerhin jährlich einen sehr ansehnlichen Betrag zahlen. Die Errichtung eines Elektrizitätswerks ist daher mit Freuden zu begrüßen, es ist das schönste Weihnachtsgeschenk, welches unsere Gemeinde der Einwohnerschaft geben wird. Darum Dank in erster Linie unserem Herrn Bürgermeister, der für Einführung eines besseren Lichtes seit Jahren tatkräftig gewirkt hat und für Verbesserungen und Verschönerungen unseres Ortes das richtige Verständnis zeigt, und auch stets durchzuführen sucht. Nicht minder Dank dem Gemeinderat und den Gemeindeverordneten, welche die Errichtung eines Elektrizitätswerks beschlossen haben. Soviel steht fest, daß die Einführung des elektrischen Lichtes unserem Orte nur zum Vorteil gereichen wird. Noch kurz wollen wir erwähnen, daß die Ausführung der Lichtanlage der allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft in Frankfurt a. M. übertragen worden ist, bekanntlich eine sehr leistungsfähige Firma. Der Bau des Werkes wird auf den bisherigen Turnplatz der Turngesellschaft in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes zu stehen kommen. Der Entwurf der Gebäulichkeiten führte Herr Architekt Litzinger-Hanau aus, dem auch die Bauleitung übertragen ist. Das Gebäude besteht aus einer größeren Maschinenhalle und einem sich daran anschließenden Akkumulatorenraum, einer Werkstätte und Bureauraum, über welchen sich ein Stockwerk befindet, welches als Wohnung für den Betriebsleiter bestimmt ist. Der Bau selbst wird einfach, aber doch geschmackvoll ausgeführt. Mit der Herstellung der Anlage soll im nächsten Monat begonnen werden. Dem neuen Unternehmen, das für unsere Gemeinde bedeutungsvoll werden möge, wünschen wir in jeder Beziehung recht viel Glück.


Fenster schliessen
Dies ist eine Seite aus www.geschichte-erlensee.de © Kevin Paulus