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Hanauer Anzeiger vom 4. September 1902

Großfeuer in Niederrodenbach. Ein schweres Brandunglück hat unseren Nachbarort Niederrodenbach heimgesucht. Gestern Nachmittag gegen 3 Uhr stiegen plötzlich die Flammen aus der mit der gesammten schweren Ernte gefüllte Scheune des Landwirths und Bäckermeister Eisler, die, mit Blitzesschnelle forteilend, sich sofort auch auf die anstoßenden Scheunen der Landwirthe Schäfer, Gräf und Lucas Wwe. weiter verbreiteten und den Ort wie in einem Feuermeer erscheinen ließen. Ein großer Theil der Einwohnerschaft befand sich während des Ausbruchs des Feuers auf den Feldern und eilte sofort nach der gefährdeten Heimath, woselbst alle Kräfte eingesetzt wurden, um des tückischen Elements Herr zu werden. Bald trafen auch die telephonisch benachrichtigten Feuerwehren von Rückingen, Langenselbold und Langendiebach ein und mit vereinten Kräften konnte nach mehrstündiger angestrengtester Thätigkeit das Feuer bewältigt werden. Der enggebaute , nur aus alterthümlichen Fachwerkgebäuden bestehende gesammte Dorfteil, welcher links von der Kirche liegt, war in Gefahr, ein Raub der Flammen zu werden. Glücklicherweise konnte die Gefahr früher beseitigt, insbesondere auch das mit feuergefährlichen Stoffen reich gefüllte Haus des Spezereihändlers Ruth, welches direkt neben dem abgebrannten Gräf liegt, und fortwährend von den Flammen umzingelt wurde, gerettet werden. Wäre auch dieses ergriffen worden, dann wäre das Unglück noch bedeutend größer gewesen. Am schlimmsten von dem Brandunglück betroffen wurde der Landwirth Gräf, der gerade noch rechtzeitig heimkam, um sein Wohnhaus mit dem gesammten Mobiliar sowie die gefüllte Scheune in Schutt und Asche versinken zu sehen. Das Vieh konnte glücklicherweise sämmtlich gerettet werden. Hemmend für das Rettungswerk war auch der empfindliche Wassermangel, welches mühsam aus dem niedrigen Bach und den wenigen Brunnen geschöpft werden musste. Der Schaden ist in Anbetracht dessen, dass fast die gesammte Ernte eingebracht war, ein sehr bedeutender. Abgebrannt sind im Ganzen 4 Scheunen und ein Wohnhaus, außerdem sind mehrere angrenzende Gebäulichkeiten in Mitleidenschaft gezogen. Die Abgebrannten sind sämmtlich in der Versicherung gezogen. Fortwährend schlagen noch die Flammen aus den glimmenden Heu- und Strohhaufen und erfordern beständige Aufmerksamkeit. Die Aufräumumgsarbeiten sind im Gange. Über die Entstehungsursache ist noch nichts sicheres bekannt, man vermuthet, dass spielende Kinder daran schuld sind. Eine Mahnung für die ländliche Bewohner, Feuerzeug von ihren Kindern sorgfältig zu bewahren.


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