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Neuzeit

Familie von Fargel zu Rückingen

Infopunkt

   Ort: Rückingen

 

   Zeit: 1650 n. Chr. - 1714 n. Chr.


 

    Abschnitt unten Die Familie von Fargel

 

    Abschnitt unten Das Regiment Fargel

 

    Abschnitt unten Die Festung Reinstein (Regenstein)

Wappen Fargel

Foto Wappenstein

Foto Grabplatte

Foto Grabplatte

Foto Grabplatte

Foto Grabplatte

Foto Reinstein

Foto Reinstein

Die Familie von Fargel

Wie es dazu kam, dass Johann von Fargel sich für Rückingen zu interessieren begann, ist nicht mehr nachvollziehbar.
Unmittelbar nach dem Friedensschluss, der den 30jährigen Krieg 1648 beendetet, machte er sich daran, seine im Krieg gewonnenen Gelder in Besitztum anzulegen.
Johann von Fargel schloss mit den Familien von Rückingen und Rüdigheim einen Vertrag, der im Falle des Aussterbens der Familien vor allem die Abfindungen der Töchter und Witwen regelte. Die Familie Isenburg erteilte ihm zur gleichen Zeit die Anwartschaft auf Übertragung des Lehens.
Anton Günter von Rüdigheim lebte zu dieser Zeit schon nicht mehr in Rückingen und Joachim Philipps war noch unverheiratet.
Bereits 1650 zog Johann von Fargel nach Rückingen. Zunächst lebte er als Gutsherr in Rückingen. Allerdings investierte er sofort Geld in das durch den Krieg zerstörte Dorf und baute es wieder auf.

Die adeligen und zum Lehen gehörigen Wohnungen "waren teils ganz und gar umgerissen und verbrannt, teils aber dermaßen zugerichtet, daß niemand darinnen wohnen, weniger aber Scheuern und Stallungen gebraucht werden könnten, wie dann ingleichen die dazu gehörigen Frucht- und Ackerfelder, Gärten und Wiesen mit Hecken und Stauden dergestalt verwachsen gewesen, daß alles mit schweren Kosten wieder angerichtet und in Bau gebracht werden müssen."

Diese zeitgenössische Beschreibung gibt ein anschauliches Bild, wie zerstört Rückingen war.

1655 starb mit Anton Günter von Rüdigheim diese Familie aus und Johann von Fargel wurde mit halb Rückingen, dem Rüdigheimer Anteil, belehnt. Allerdings gab es innerhalb der Familie Isenburg Streit um die Belehnung. Darauf soll hier aber nicht näher eingegangen werden. Letzendlich wurde der Streit beigelegt.
1666 starb auch die Familie von Rückingen aus und Johann von Fargel erhielt nun das gesamte Lehen.

Bereits 1665 zog es Johann von Fargel wieder in den Militärdienst. (Sehen sie dazu im Abschnitt: Regiment Fargel.)

1681 starb Johann von Fargel. Pfarrer Schneider schrieb dazu in das Kirchenbuch:

"1681, den 6. Augusti, zwischen 12 und 1 Uhr in der Nacht ist der Frei-Reichs-Hochedel-Geborne, Gestrenge und Groß-Mannveste Herr Johann von Fargel, S. Churfürstl. Dlcht. zu Brandenburg bestallter Obrister über ein Regiment hochteutsches Kriegsvolk zu Fuß und Gouverneur der Veste Reinstein und umliegenden Örtern, zu Rückingen allhier dem Herrn seelig entschlafen; und den 12. Tag dieses in der Nacht beigesetzt; den 20ten ist die Prozession gehalten worden"

Seine Frau Amelia von Bachmann ließ auf dem Friedhof einen schönen Grabstein aufstellen, der heute in der Ev. Kirche Rückingen im Innenraum eingemauert ist.

Johann von Fargel und Amelia von Bachmann hatten 6 Kinder und 4 Enkelkinder. Die 6 Kinder der beiden waren allerdings beim Tod des Vaters schon verstorben. (Sehen sie dazu auch in die Stammtafel der Familie).
Allein sein Sohn Johann Lukas war in der Lage, vor seinem Tod die Erblinie fortzusetzen.

Er war verheiratet mit Helena Albertina Catharina von Rückingen, einer Tochter des letzten Rückingers. Sie hatten 5 Kinder, 3 Söhne und 2 Töchter. Johann Lukas starb bereits im Alter von 39 Jahren. Die Kinder wurden ab diesem Zeitpunkt von Vormunden betreut. Auch diese Kinder starben fast alle recht früh oder unvermählt.
Johann Wilhelm von Fargel war der einzige am Leben gebliebene Sohn des Johann Lukas. Er heiratete im Alter von 23 Jahren Christiane Agathe von Pflücksburg. Sie hatten zusammen 6 Kinder. Johann Wilhelm starb bereits im Alter von 30 Jahren. Ihm folgten innerhalb weniger Jahre alle seine Söhne. Der letzte männliche "von Fargel" Christian Reinhard starb 1714 im Alter von 16 Jahren.
Die Witwe von Johann Wilhelm ließ in Rückingen das so genannten "Schlösschen" um einen Anbau erweitern. Über dessen Tür findet sich das Wappen der Eheleute mit der Jahreszahl 1713.

Mit dem Tod des letzten männlichen Erben Christian Reinhard war die Familie ausgestorben. Die Witwe Christina Agathe von Fargel zog mit ihren beiden Töchtern nach Hanau wo sie ebenfalls Güter hatte. Für diesen Fall und das damit verbundene Erlöschen des Lehen hatte Johann von Fargel mit den Grafen von Isenburg Sicherungsverträge geschlossen. So musste der neue Lehnsinhaber Christian Eberhard von Kameytsky eine dort festgelegte Summe an die Witwe zahlen. Christian Eberhard von Kameytsky taucht bereits schon vor dem Aussterben der Familie in Rückingen auf. Er ist Taufpate bei Christina Amalie Caroline von Fargel, einer Tochter des Johann Wilhelm.

Das Regiment Fargel

Im Dezember 1665 erhielt Johann von Fargel vom Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, dem "Großen Kurfürsten", den Auftrag, eines der beiden neuen brandenburgischen Regimenter aufzustellen, dessen Werbung in den Süddeutschen Reichsstädten Frankfurt, Nürnberg und Regensburg erfolgte.
Von da an führte Johann von Fargel den Titel: "Seiner kurfürstlicheren Durchlaucht zu Brandenburg wohlbestallter Oberister über ein Regiment hochdeutscher Knechte zu Fuß". Auch seine Söhne kamen in diesem Regiment unter.

Bis 1666 stand die kurfürstliche Armee in den rheinisch-westfälischen Gebieten Brandenburgs und wurde dann benutzt, um Magdeburg zur Huldigung zu zwingen.

Als es daran ging, die Armee wieder zu reduzieren, empfahl General-Feldmarschall Sparr dem Kurfürsten besonders die Beibehaltung "des Fargelischen Regiments, weil es in den Reichsstädten geworben und eitel hochdeutsche Knechte seien". Das Regiment lag im Fürstentum Halberstadt in Quatier.

1670 nahm es die erledigte Grafschaft Regenstein im Harz in Besitz. Die Festung Regenstein oder auch Rheinstein bei Blankenburg wurde wieder hergestellt.
Ab diesem Zeitpunkt erscheint Johann von Fargel auch als "Gouverneur der Veste Reinstein und umliegende Örter".
Sein Sohn Johann Lukas wird später Kommandant der Festung.

Im Zweiten Raubkrieg (7jähriger Krieg) ab 1672 zog es Johann von Fargel ebenfalls wieder ins Feld und das im stolzen Alter von 71 Jahren. In diesem Krieg zieht das Regiment quer durch das Land.

Erst steht es in Westfalen und Teilen des Elsass
1674: Ein Bataillon bei der Belagerung von Grave bei Nymwegen
1675: Erstürmung von Rathenow und Kämpfe gegen die Schweden

Auszug aus der Schrift "Das Tagebuch Dietrich Sigismund von Buchs (1674-1683)", welche 1904 in Leipzig von Dr. Ferdinand Hirsch herausgegeben wurde. Es geht um Kämpfe im Bereich Gützkow gegen die Schweden:

Oct. 1675.....

Am 7ten.
Nachdem wir die große Brücke vollendet war überschritten wir die Peine, unser Hauptquartier zu Gutzschow nehmend, wo der Feind das seinige auch hatte. Man sandte diesen Tag Besatzung nach Loitze. Am 21sten brachen wir von Gutzchow auf mit unserer ganzen Infanterie, Artillerie, 4 Regimenter Cavallerie und den Derfflingerschen Dragonern um Wolgast zu belagern, in der Gutschower Fährschanze den Major Clawitz vom Regiment Fargel mit 300 Mann lassend.

Mehr zu dieser Schlacht unter: www.guetzkow.de/history/news/kurfuerst.php

1677 vor Stettin fiel der eigentliche Führer des Regiments, Obristleutnant Raban Heinrich von Westrem

Der Krieg war auch in Rückingen bemerkbar. In der Nähe lagen jedes Jahr deutsche Truppen in ihrem Winterquartier.
Da das Regiment Fargel aus Süddeutschen bestand, ging auch der Nachschub von Neugeworbenen häufig über Rückingen. Im Kirchenbuch werden immer wieder die "Fargelischen Soldaten" genannt. So nahmen etliche Soldaten am 20. Sonntag nach Trinitatis 1667 wegen der Pest im Ort das Abendmahl in einem Wirtshaus ein.

Nach dem Frieden im Mai 1679 erhielt der Fürst von Anhalt das Regiment. Johann von Fargel behielt seinen Rang und blieb Gouverneur des Reinsteins mit seiner Besatzung von 150 Mann.

Die Festung Reinstein (Regenstein)

Johann von Fargel und später sein Sohn Johann Lukas waren Kommandanten der Besatzung und der Festung Regenstein.

Aus Meyers Konversationslexikon

Regenstein (Reinstein), merkwürdige alte Burg, nördlich bei Blankenburg am Harz, eine preußische Exklave innerhalb Braunschweigs, 295 m ü. M., mit zum Teil aus dem Sandsteinfelsen ausgemeißelten Gemächern, ward im 10. Jahrh. von König Heinrich erweitert, seit 1143 im Besitz einer Linie der Grafen von Blankenburg, kam 1599 an die Herzöge von Braunschweig. Sie wurde endlich nach wechselvollen Zwischenfällen vom Kurhaus Brandenburg in Besitz genommen, das hier eine Festung anlegte, deren Ruinen teilweise in Vergnügungslokale umgewandelt sind, welche wegen ihrer schönen Aussicht auf Blankenburg und den Harz viel besucht werden.

Die Burgruine Regenstein liegt 3 km nördlich von Blankenburg in Sachsenanhalt. Sie ist auf einem 294 m hohen Sandsteinfelsen errichtet worden. Eine Besonderheit der Anlage sind einige in den Fels gehauene Räume.

1162 Erste urkundliche Erwähnung
15. Jh. Die Burg wird aufgegeben und verfällt
1662 Die Burg wird von den Preußen zur Festung ausgebaut
1677 Die Festung wird zur Garnison
1752 Übergabe an die Franzosen
1758 Preußen erobert die Anlage zurück und zerstört sie

(Daten aus Wikipedia)

Sagen zur Festung Regenstein

Einstmals wurde im Verlies der Burg Regenstein eine der schönsten Jungfrauen des Landes gefangengehalten, weil sie die Liebe des Grafen von Regenstein verschmähte. Mit einem Diamantring kratzte sie einen Spalt in den Fels, welcher nach einem Jahr so groß war, dass sie hindurchkriechen und fliehen konnte. Nach ihrer Flucht kehrte sie mit ihren Angehörigen auf die Burg zurück, doch der Graf war verschwunden. Wenig später bemerkte sie, dass aus einem Spalt in einer Felswand dicker Qualm hervorquoll. Als sie hindurch sah, erblickte sie den Grafen im Fegefeuer. Da warf sie ihm aus Mitleid ihren Ring zu, um den Geist des Grafen zur Ruhe kommen zu lassen.



Aus: Deutsche Sagen, herausgegeben von den Brüdern Grimm

Unter der uralten Burg Reinstein unweit Blankenburg am Harz liegt ein großes Felsloch, angefüllt mit allerhand kleinen Steinen, wie man sie sonst nicht auf Gebirgen, sondern bloß in Ebenen findet. Wenn jemand von solchen Steinen viel oder wenig nimmt, führt oder trägt, so kommen sie doch wieder an denselben Ort, da sie sind weggenommen worden, so daß die Höhle immer voll von Steinen bleibt. Es soll aber noch keinem gefrommt haben, dergleichen Steine wegzubringen. Auf dem Fels, sonderlich um die Gegend der Höhle, hört man zur Mittagsstunde oft Schellen läuten, zuweilen auch ein Gehämmer wie von vielen Schmieden.


Infopunkt

Öffnungszeiten Burg und Festung Regenstein

April - Oktober: täglich 10 - 18 Uhr
November -März: 10 - 16 Uhr, Mo. und Di. geschlossen

Burg und Festung Regenstein
Am Regenstein
38889 Blankenburg
Telefon: 03994 - 61290
Fax: 03994 - 61290


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