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Zu fast jedem Kastell gehörte auch eine Badeanlage. Das römische Bad in Rückingen, das etwa 50 m südlich des Kastells lag, ist Anfang des 19. Jh. freigelegt worden. Es hatte eine Größe von 31 x 20 Metern. Der sichtbare Teil des Bades ist eine Aufmauerung, die in den 70er Jahren des 20. Jh. vorgenommen wurde. Sie zeigt die Räume des Kaltbades mit dem Bereich der Kaltwasserwanne, der Sauna und der beiden lauwarmen Baderäume.
Die römischen Thermen waren Orte der Pflege und Heilung, aber auch der Begegnung, des Austauschs, der Freizeitgestaltung und des Müßiggangs. Hier ließ man sich frisieren, einölen oder massieren, hier wurden Geschäfte abgeschlossen oder getratscht. Man betrieb Sport und fand sich zum Spiel zusammen. Deswegen waren den Bädern oft auch Sportanlagen angeschlossen. In den Thermen fand demnach das eigentliche gesellschaftliche Leben statt.
Die Thermen wurden sowohl von den Soldaten als auch von der Zivilbevölkerung genutzt. Die Räume waren in der dem Badeablauf entsprechenden Weise angeordnet und waren zum Teil sehr luxuriös ausgestattet.
Zum Badevorgang gehörten verschiedene Phasen des Erwärmens bis zum Schwitzen und des Abkühlens des Körpers.
In der Regel fand der Besuch des Bades nachmittags nach Dienstschluss statt.
Der erste Raum, den man durch einen Zugang von außen betrat, war der Umkleideraum. Dort legte man die Kleider ab, zog hölzerne Sandalen an und betrat das ungeheizte Kaltbad. Von dort aus begab man sich in einen lauwarm geheizten Raum, wo man den Körper langsam aufwärmte. Nach dieser Erwärmungsphase schloss sich der Aufenthalt im Warmbad an, wo bisweilen eine Temperatur von über 50° herrschte. Über das Laubad und das Kaltbad kühlte man den Körper wieder ab. Zu einem Badegang gehörte auch die Reinigung in Becken, die in Nischen untergebracht waren. Ein solcher Badegang konnte sich über mehrere Stunden erstrecken.
Wem die Temperaturen im Warmbad noch nicht ausreichten, oder wem er zu lange Zeit in Anspruch nahm, begab sich zum Schwitzen in ein Heißluftbad, eine Art Sauna. Auch danach erfolgte die Abkühlung über den Aufenthalt im Laubad und/oder im Kaltbad.
Die römischen Bäder wurden durch eine Fußbodenheizung (hypocaustum) erwärmt. Von einer Feuerstelle außerhalb des Gebäudes wurden heiße Rauchgase zunächst durch eine Öffnung in der Wand in den durch Ziegelpfeiler gebildeten Hohlraum unter dem Fußboden geleitet. Von dort stiegen sie dann durch hohle Ziegel, die entlang der Innenwände verlegt waren, auf. Die abgekühlte Luft entwich durch Öffnungen im Dach oder durch hochgelegte Durchlässe in der Gebäudemauer. Die Heizung in den Thermen sorgte also nicht nur für einen warmen Fußboden, sondern auch für gut temperierte Wände.
Man kann sich gut vorstellen, dass die Erwärmungsphase von Boden und Wänden sehr lange dauerte. Wenn aber Boden und Wände einmal Wärme gespeichert hatten, funktionierte die Heizung recht ökonomisch.
Die Wasserbecken der Thermen wurden aus Brunnen und über Aquädukte gefüllt, die oft über weite Strecken Wasser aus entfernten Quellen, wie Flüssen oder Seen, herbeiführten. Das Wasser für die Becken des Warmbades wurde in einem Kessel, der über der Feuerung für die Heizung installiert war, erhitzt und über Metallrohre in die Becken geleitet.
Die Entsorgung des Abwassers erfolgte über Abflusskanäle ins Freie. Im Kaltbad führte der Ablauf in der Regel aus dem Wasserbecken über die Latrine hinaus.
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